Zeugnis & Co.

Wie wichtig sind meine Noten? Muss ich jetzt noch ein Jahr ins Ausland? Sollte ich Chinesisch lernen?

Keine Frage, Sie wollen sich im Vorstellungsgespräch gut verkaufen. Der Personaler möchte sich einen Gesamteindruck verschaffen, möchte Sie als Person kennen lernen.

Haben Sie auf dem Gebiet auch eine 1?

persönliche Kompetenz

  • Karrierefaktor Soft Skills
  • Schlechte Noten - Gute Chancen!
  • Mein Hobby als Beruf

Karrierefaktor Soft Skills

Die emotionale und soziale Kompetenz
Sie haben Ihr Studium oder Ihre betriebliche Ausbildung mit der Note "sehr gut" abgeschlossen? Herzlichen Glückwunsch! Glauben Sie trotzdem nicht, dass Sie Ihre Bewerbung auf Butterbrotpapier schreiben oder Ihre Umgebung durch Besserwisserei nerven können.

Die freie Journalistin Sabine Hense-Ferch hat in der Süddeutschen Zeitung einen sehr interessanten Artikel (externer Link) zu diesem Thema geschrieben. Bei ihren Recherchen hat sie herausgefunden, dass gute Noten bei Berufsanfängern das erste Auswahlkriterium sind. Das gilt insbesondere für Juristen, Naturwissenschaftler und angehende Junior Consultants in renommierten Unternehmensberatungen.

Innerhalb der Gruppe der bestbenoteten Bewerber entscheidet das Ergebnis des Einstellungstests über die Einladung zum Vorstellungsgespräch. Im Vorstellungsgespräch überzeugen charismatische, selbstsichere und empathische Bewerber, die zeigen, dass sie die für die vakante Stelle passenden Soft Skills haben.

Teamfähig sollten Sie immer sein und die Bereitschaft zu stetiger Fortbildung mitbringen. Sie sollten auch kein Problem damit haben, wenn Sie manchmal 50 Stunden in der Woche arbeiten müssen. Personaler bevorzugen Bewerber, die in ihrem Leben schon einmal über den Tellerrand hinausgesehen haben. Dazu zählen z. B. soziales Engagement und Auslandserfahrung.

Letzten Endes bekommt derjenige den Zuschlag, der den Personalern am sympathischsten ist und den besten Schneider hat.

Schlechte Noten - Gute Chancen!

Relevanz der Noten
"Dann kann ich mit meinem Dreierdiplom ja gleich Taxi fahren"

Das kommt darauf an. Wenn Sie Ihr Studium nicht mit innerer Überzeugung angegangen sind, sondern der Fremdbestimmung Ihrer Eltern oder wohlmeinender Bekannter nachgegeben haben, dann sollten Sie sich beruflich umorientieren. Schreiten Sie zur Selbstanalyse (RTF-Download) und ermitteln Sie Ihre Stärken. Gibt es Berufe, bei denen Sie sie einsetzen können? Bieten Sie sich Arbeitgebern als kostenloser Praktikant an. Geben Sie Ihr Bestes, denn dann ist es egal, dass in Ihrem Diplomzeugnis nicht die absoluten Supernoten stehen. Im Praktikum können Sie Kontakte knüpfen, die für Ihre weitere berufliche Karriere nützlich sind.

Wenn Sie sich allerdings im Studium sehr engagiert haben, sich das aber in Ihren Noten nicht widerspiegelt und Ihnen das Studium auch nicht schwer gefallen ist, dann waren Sie höchstwahrscheinlich zu unangepasst. In manchen geisteswissenschaftlichen Studiengängen kommt es auf die soziale Angepasstheit an. Es fällt auf, dass die Studierenden die besten Noten bekamen, die den Weg des geringsten Widerstandes gingen und sich der herrschenden Lehrmeinung kritiklos anpassten. Wenn Sie zu den etwas Eigenwilligeren und Selbständigeren zählten, dann sollten Sie sich selbständig machen. Es gibt viele Selbständige, die im Studium mittelmäßige Noten hatten, aber heute erfolgreich ihr Unternehmen führen. Wenn's mit der Selbständigkeit nicht dauerhaft klappt, dann brauchen Sie sich nicht zu grämen. Es gibt nämlich eine gute Nachricht:

Ab zwei Jahren Berufserfahrung sieht niemand mehr auf die Noten.

Sollten Ihre Noten aber aus dem Grund schlecht sein, weil Sie ganz einfach zu faul zum Lernen waren und Ihre Lehrveranstaltungen zu häufig geschwänzt haben, dann hält sich mein Mitleid für Sie in Grenzen. Beweisen Sie, dass Sie im reiferen Alter etwas engagierter geworden sind. Recruiting-Messen sind gerade für Leute wichtig, bei deren Zeugnissen der Personaler nicht gerade vor Begeisterung niederkniet. Arbeiten Sie an Ihrer Parkettsicherheit und Ihrer Überzeugungskraft, zeigen Sie, dass Sie dazu bereit sind, in einem kostenlosen Praktikum die Ärmel hochzukrempeln. Um die schriftliche Bewerbung werden Sie wohl nicht herumkommen. Richten Sie Ihre Bewerbung nicht an die Personalabteilung, sondern fragen Sie Ihr Gegenüber am Messestand nach dem zuständigen Abteilungsleiter und dessen Kommunikationsdaten, wenn Sie nicht das Vergnügen haben, gerade mit ihm zu sprechen. Lassen Sie Ihre Visitenkarte da.

Mein Hobby als Beruf

Berufung

"Was lernen wir daraus?"

  • Lassen Sie sich bei der Berufswahl niemals fremdbestimmen. Wenn Ihr Beruf nicht zur inneren Berufung wird, dann können Sie niemals erstklassig darin sein.
  • Lernen Sie nicht etwas, bei dem Ihnen gute Berufsaussichten versprochen werden. Das mag zur Zeit noch so sein, kann sich aber ändern, wenn Sie Ihr Studium oder Ihre Berufsausbildung abgeschlossen haben.
  • Wenn Sie sich bei Ihrer Berufsausbildung nur herumquälen und Ihre Aufgaben Sie nicht die Bohne interessieren, dann brechen Sie sie ab. Das ist besser, als die Zähne zusammenzubeißen, einen schlechten Abschluß zu machen und dann keinen Job zu bekommen. Suchen Sie die Ausbildung, die zu Ihnen passt.
  • Knüpfen Sie schon während Ihrer Schulzeit Kontakte zu Betrieben. Fahren Sie mit Ihren Eltern nicht in den Urlaub nach Mallorca, sondern suchen Sie sich einen Ferienjob. Zwei Wochen Ferien können Sie sich aber gönnen.
  • Wenn Sie ein Gymnasium besuchen, wählen Sie am besten die Leistungskurse, die Sie Ihrem Berufsziel näherbringen. Natürlich sollten Sie in diesen Fächern mindestens gut sein. Bevor Sie sich entscheiden, sprechen Sie auf jeden Fall mit potentiellen Arbeitgebern. Wenn Sie studieren möchten, sprechen Sie mit der Studienberatung. Warten Sie nicht erst, bis Ihre Lehrer Sie im Rahmen von schulischen Projekttagen zur Uni schleppen.
  • Für Eltern: Schicken Sie Ihre Kinder nicht um jeden Preis zum Gymnasium. Ein guter Realschüler bekommt eher eine Lehrstelle als ein schlechter Abiturient. Sie ersparen sich und Ihren Kindern viel Streit, Tränen und Nachhilfelehrer.

Das sind doch hervorragende Aussichten. Machen Sie Ihr Hobby zum Beruf. Was Sie gerne tun, das gelingt Ihnen auch hervorragend. Dafür brauchen Sie keine Leute, die Ihnen in den Ohren liegen, damit Sie sich anstrengen. Das tun Sie dann nämlich freiwillig.